1981 bereicherte ASC die AS 6000-Palette um drei weitere Spezialversionen oder Sonderausführungen wie ASC sie nannte: Die AS 6000 SC, SE und ST. Recht ambitioniert mit Echtzeitzählwerk und CCIR-Aufnahmeentzerrung zielte die Ausrichtung auf den (semi-) professionellen Tonstudiobereich. 1983 kam dann noch die SM-Version hinzu, die die in den Studio üblichen symmetrische Anschlüsse hatte.
Die Spezialmaschinen konnten im Studioumfeld Zuspieler- aber auch Aufnahmefunktionen in sehr guter Qualität wahrnehmen (siehe auch: Audio-Vergleichstest AS 6002 ST – Revox PR99). Die Seriennummern dürften etwa bei Sn 603200 beginnen. Ende der Produktion dürfte 1987 und das Verkaufsende 1990 gewesen sein.
Insgesamt kann man acht Varianten der Sonderversionen zählen, wenn man alle Geschwindigkeits- und Spurversionen berücksichtigt. Im Einzelnen wären das: 6002 SC/4,75, 6004 SC/4,75, 6002 SC/38, 6004 SC/38, 6002 SE/38, 6002 ST/38 und 6002 SM/38, 6002 SM/4,75 (siehe dazu: Grafische Übersicht AS 6000 Modellpalette (PDF)).
Die neue Modellvielfalt schlug sich leider wohl nicht in deutlich gesteigertem Umsatz/Gewinn und in entsprechend hohen Produktionszahlen nieder. Im Gegenteil gerade die Spezialversionen waren sehr teuer und als semiprofessionelle Kleinstudiomaschinen nicht direkt für die HiFi-Klientel gedacht. Weil es ASC nicht gelang, in den Studiomarkt wirklich Fuß zu fassen, wurden nur ganz geringe Stückzahlen produziert. Entsprechend selten waren (und sind) diese Maschinen.
Tipp: Nicht immer stand bei den Spezialversionen drauf, was auch drin war. Soll heißen, dass ASC besonders beim Einsatz von Umschaltbrücken (etwa ASW 2/2 -2/4) nicht immer die richtig beschrifteten Tonkopfbrückenblenden zur Hand hatte. Auch deshalb kann es auch heute durchaus passieren, dass Sonderversionen von außen besehen wie normale S-Versionen erscheinen. Im Zweifel hilft nur ein Blick ins Innere der Maschine und/oder bei der Frage nach dem Echtzeitzählwerk ein genauer Blick auf die Zählwerksanzeige. Wenn Sie glauben eine AS 6000 SM vor sich zu haben, sollten Sie die Anschlussleiste in Augenschein nehmen.
Die Besonderheit dieser Maschine ist ihr Echtzeitzählwerk. Das Band wird nicht mehr in Metern gemessen, sondern dessen Spielzeit angezeigt (selbstverständlich in Abhängigkeit der gewählten Geschwindigkeit). Die Zählwerksanzeige sieht auf den ersten Blick fast wie bei der Standardversion aus. Auf den zweiten Blick entdeckt man zwei Trennpunkte, welche die Stunden (einstellig) von den Minuten (zweistellig) und diese von den Sekunden (ebenfalls zweistellig) trennen. Das Anzeigeformat ist also „h.minmin.ss“.
Die Nullstelle wird als | . .00| ausgegeben. Bei Minuswerten erscheint kein Minuszeichen, sondern es blinken die beiden Trennpunkte. Die sonstige Ausstattung entspricht der Standard-S-Version. Kein Wunder, denn die Maschine entstand auch auf deren Basis.
Es waren folgende Modifizierungen nötig, um aus einer S-Version eine SC zu machen:
Letztere entwickelte ASC bis 1984 weiter, so dass es zwei Platinenversionen gibt. Die Größere ist die Frühere (1981). Die neuere Variante von 1984 habe ich fotografisch dokumentiert. Beide Platinen sind in der Serviceanleitung für die S-Version dokumentiert. Siehe dort auf den PDF-Seiten 39, 40, 45 und 46.
Die spärliche Bestückung der Rückseite des Anzeigemoduls (siehe Foto) verwundert etwas, da der sonst bei den S-Versionen dort vorhandene große IC weggelassen wurde. Nach Aussage eines Elektronikexperten hätte just dieser IC auch gut zur Zeitumrechnung dienen können.
In den ASC-Preislisten wird die SC nur als 38er-Halbspurversion gelistet, doch warum sollte es keine AS 6004 SC/38 gegeben haben? Tatsache ist, dass es die SC auch in der langsamen Version gab: sowohl als 4,75er-Viertelspur-Ausführung als auch die 4,75er-Halbspur-SC (siehe Foto).
Von allen Sonderausführungen der AS 6000 schien die SC die Populärste gewesen zu sein, wenn man bei AS 6000-Geräten (insbesondere bei den Sonderversionen) überhaupt von Verbreitung sprechen möchte ;-) Das Echtzeitzählwerk strahlte anscheinend soviel Studio-Atmosphäre aus, dass die Maschine auch betuchten ASC-HiFi-Fans offenbar die ca. 400-500 DM Aufpreis wert war.
Der Bruttopreis betrug 1981 bzw. 1985 für eine AS 6002 SC etwa 3250,- DM.
Anmerkung: Damals wie heute empfinde ich die Echtzeitanzeige als nette Spielerei. In den 80er-Jahren bin ich mit der Standardanzeige (Meter messend) ganz gut klar gekommen. Natürlich staunte man über die Zeitanzeige und hätte sie gerne gehabt – aber der Preis... Heute freue ich mich, eine dieser eher seltenen Maschinen zu besitzen, auch wenn ich das Feature nicht wirklich nutze. Immerhin sorgt es aber optisch für Abwechslung.
Die Genauigkeit des Zählwerkes (egal ob Standard oder Echtzeit) hängt übrigens entscheidend von dem richtigen Durchmesser der Zählwerksrolle ab. In Zeiten, in denen sich die Original-ASC-Gummierung auflöst, sollte man über eine passende „Neubereifung“ nachdenken, sonst macht auch das Echtzeitzählwerk nicht wirklich Spaß.
Auch dieses Gerät war eine Sonderausführung und entstand auf Basis der mittleren S-Version (ab ca. Sn 603000) und konnte anstelle von NAB-Aufnahmen nun Aufzeichnungen in CCIR-Studioentzerrung machen. Dafür entwickelte ASC einen entsprechenden Aufnahmeverstärker, der als Platine mit der Nummer 1506 432 (siehe Servicemanual auf den PDF-Seiten 33 und 34) in den entsprechenden Slot des Basisboards gesteckt wurde. Er ersetzte den NAB-Aufnahme/Anzeigeverstärker. Die Wiedergabe von NAB-entzerrten Aufnahmen ist auf der AS 6000 SE wie auf allen 6000er-ASCs in der Kipphebelstellung „tape nab“ gegeben.
Die SE ist mir nur als 38er-Version bekannt. Die Maschine in high-speed-Version herauszubringen war durchaus sinnvoll, da die CCIR-Entzerrung Ihren Vorteil erst bei hohen Geschwindigkeiten ausspielt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist der Rauschanteil gegenüber NAB-Aufnahmen hörbar größer. Die Auslegung als Halbspurgerät ist ebenso konsequent, wie vernünftig. Trotz der Studioentzerrung wurde die Maschine nicht mit den in Tonstudios üblichen XLR-Anschlüssen ausgeliefert. Das blieb der SM vorbehalten.
Schade finde ich es, dass die direkt schaltbare Vor- Hinterbandkontrolle zwischen Quelle und CCIR-Aufnahme nicht möglich ist, da der entsprechende Kipphebel von unterer Stellung „source“ kurz auf mittlere Stellung geht („tape nab“) bevor die obere CCIR-Stellung (bei ASC als „tape din“ bezeichnet) erreicht wird. Es entsteht während des Umschaltvorgangs eine deutliche Pause. Dies zu beheben, hätte einen Umbau der Basisplatine und eine anders bedruckte Plastik-Frontblende bedeutet. (Tauschen der NAB und DIN-Positionen). Ein Aufwand den ASC offenbar scheute – wahrscheinlich wegen der befürchtet geringen Verkaufszahlen.
Dieser Maschinentyp scheint neben der SM sehr selten verkauft worden zu sein. Ich schließe das aus meiner jahrelangen Beobachtung des Online-Gebrauchtwaren-Marktes. Die Chancen in der e-bucht eine richtig deklarierte AS 6000 SE unter den ASC-6000-Angeboten zu bekommen, dürfen bei etwa 1:160 stehen.
Möglicherweise weil sich die Umbaumaßnahmen an der AS 6000 S in Grenzen hielten, war die SE die preiswerteste aller offiziell geführten Sonderversionen. Der Bruttopreis lag 1981 für eine AS 6002 SE bei etwa 2950,- DM; 1985: bei etwa 3100,- DM
Die ST war die attraktivste und auch teuerste der drei Sonderversionen von 1981. Sie kombiniert die Besonderheiten der SC mit denen der SE und verfügt so über das Echtzeitzählwerk und CCIR-Aufnahme.
Die Auslegung der Maschien als schnelles Halbspurgerät macht (analog zur SE) Sinn, wobei ich auch schon Geräte mit zusätzlich montiertem Viertelspurkopf (ASW 2/2 2/4) gesehen habe. Sicherlich war dies eine interessante Option für ein Kleinstudio, wenn 1/4-Spur-Bänder einzuspielen waren.
Das große Foto oben zeigt die Front einer ST in Basisausführung im Anschnitt mit aufgelegten Plastikspulen, die von den größeren AEG-Wickelkernbefestigungen (Minikelche) gehalten werden. Das eingelegte Band ist bereits 1 Stunde 5 Minuten und 44 Sekunden gelaufen. (Es wurde übrigens mit 19cm/s auf dieser Maschine auch aufgezeichnet und der Klang ist prima.) Die Wiedergabeentzerrung ist wie zu erwarten auf „tape din“ eingestellt.
Wie das kleinere Foto der geöffneten Rückseite der Maschine verdeutlicht, hält das Innere dieser 6002 ST keine weiteren Überraschungen im Vergleich zu SC und SE bereit. Es sind der SE-Aufnahmeverstärker und in diesem Falle die Echtzeitzählwerkskomponenten von 1984 verbaut. Diese sind teilweise verdeckt und durch eine rote Umrandung markiert. Detailaufnahmen dieser Bauteile in demontiertem Zustand können Sie in den Beschreibungen der SC und der SE finden. Alle ST-spezifischen Bauteile sind in der ASC-Serviceanleitung für die S-Version dokumentiert.
Bruttopreis 1981 für eine AS 6002 ST: etwa 3550,- DM; 1985: etwa 3500,- DM
Umschaltbare XLR- und Cinchanschlüsse sind die Besonderheit dieser Spezialversion, die erstmals im ASC-HiFi-Gesamtprospekt von 1983 aufgeführt wird. Die SM eignete sich sowohl für symmetrische Verkabelung im Tonstudio, als auch wie alle anderen 6000er für die hifitypische asymmetrische Verkabelung. Äußerlich kommt die Maschine auf dem Foto unspektakulär daher. Auf der Frontseite deutet nichts auf eine Sonderausführung hin. Der Schriftzug auf der Umschaltbrücke (2/2 - 2/4) deklariert die ASC als „harmlose“ AS 6002 S/4,75 nicht als SM. Doch weit gefehlt, denn sehr interessant wird die Maschine, wenn man sich die Anschlussleiste (siehe erstes kleines Foto) anschaut.
Diese Leiste stimmt nicht mit der bei den S-Version üblichen überein. DIN- und Mixeranschluss, Projektor- und Diabuchsen und auch das Seriennummernschild mussten weichen. Dafür sitzen links außen zwei große XLR-Eingänge und ein Umschalter, sowie rechter Hand die XLR-Ausgänge. Der Outputpegelpoti wanderte auf die linke Seite direkt zwischen Cinchbuchsenblock und Remotebuchse. Das Seriennummernschild klebte ASC übrigens auf den Trafo.
Über den praktischen Umschalter, der als Schiebeschalter ausgeführt wurde, konnte man recht einfach entweder die asymmetrischen Cinchanschlussbuchsen oder die symmetrischen Anschlüsse (XLR) aktivieren.
Im Inneren hält die SM ein paar echte Überraschungen parat. In der ohnehin engen AS 6000 finden nun zusätzlich vier hochwertige Pikatronübertrager im symmetrischen Teil des Gerätes Platz.
Außerdem wurden teure zusätzliche µ-Metallabschirmungen eingebaut. Dünne µ-Metallbleche wurden mehrlagig um Trafo und die Übertragereingangsplatine gelegt. Besonders massiv ist aber die dicke Abschirmglocke um den Tonmotor. Der Grund für diese aufwändige Modifikation dürfte magnetische Störstrahlung gewesen sein.
Die 6000er-SM-Maschinen gab es erstaunlicherweise in beiden Geschwindigkeitsausführungen (4,75 und 38) – beide zudem in Halbspurtechnik. Eine 38er-Version hatte man natürlich erwartet, aber die 4,75er-Variante überraschte (mich) doch. Möglicherweise war die 4,75 als Zuspielerin im Studio gedacht, was auch die Umschaltbrücke mit dem Viertelspurkopf erklären würde. Andererseits sind die Ausnahmefrequenzgänge bei 9,5 und 19cm/s so gut, dass eine Studiomaschine wie die Telefunken M15 da (ausnahmsweise) nicht mithalten kann.
Die SMs sind heute sehr seltene Geräte. Ich vermute, dass ASC damals auch nur sehr wenige Exemplare produziert haben wird. Zum einen, weil der Einstieg in den Tonstudiomarkt wohl nicht so wie erwartet klappte, zum anderen dürfte der Anschaffungspreis deutlich über dem der anderen Sonderversionen gelegen haben. Ergo wird es kaum ernsthafte Kaufinteressenten aus der ASC-affinen HiFi-Käuferschicht gegeben haben.
Achtung: Möchte man den symmetrischen Teil der Maschine einstellen, hilft hier das Servicemanual für die S-Version nicht weiter. Wenn jemand Hinweise oder Informationen dazu hat, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme besonders freuen.
Als Aufrüstungsoptionen für die SMs aus dem ASC-Bausatzsystem könnte ich mir das Echtzeitzählwerk und für die schnelle Version zudem auch den CCIR-Aufnahmeverstärker vorstellen – quasi eine Kombination der SM mit den Spezialversionen von 1981. Doch wie würden diese Maschinen dann heißen? Vielleicht SCM, SEM und STM? Oder eher SMC, SME und SMT? Oder reichen 3 Buchstaben gar nicht nicht aus? Sie dürfen gerne mitraten ;-)